Mein Name ist Ella und ich studiere International Business Management im vierten Semester. Als integriertes Auslandssemester habe ich mich für die Asia Pacific University in Kuala Lumpur entschieden, da ich noch nie vorher in Asien war und die Chance nutzen wollte, so viel Zeit in einem asiatischen Land verbringen und die Kultur richtig kennenlernen zu können.

Uni, Lehrplan, Unterricht:

Die Fächer, die wir hier belegen müssen, wurden im Vorfeld von der Hochschule mit der APU besprochen, damit wir alle benötigten Creditpoints zuhause anerkannt bekommen. Unsere Fächer hier sind:

  • 1. Business ethics and governance (ethisches Handeln im Unternehmen, verschiedene Kulturen und Religionen mit Regeln und Bräuchen)
  • 2. Managing finance (Basis Finanzmathematik, außerdem persönliches Haushalten mit Finanzen etc.)
  • 3. Behavioural science in organisations (Das Verhalten der Mitarbeiter und der Organisation als Ganzes, um Verhaltesmuster vorhersagen zu können und dementsprechend zu Handeln)
  • 4. E business management (E-business, E-Commerce, viel Marketing)
  • 5. Operations management (Supply chain, Logistics)
  • 6. International culture and communications (Bräuche, Verhalten und Regeln in verschiedenen Kulturen und Religionen. Diversität als Thema, LGBTQ, Vorstellung verschiedener Nationalitäten, etc.)

Die Tage hier sind teilweise relativ lang (unser längster Tag startet um 08:30 und endet um 17:45), da jedes Fach aus sowohl einer 1-stündigen Vorlesung als auch einem 2-stündigen Tutorium besteht, bei beidem besteht Anwesenheitspflicht. Die Anwesenheitspflicht besteht also für jeden einzelnen Unterricht, egal welcher Art, der im Stundenplan steht. Die Anwesenheit wird in einer App festgehalten, durch einen Code kann man nach jeder Stunde seine Anwesenheit eintragen und diese wird in einer Prozentzahl angezeigt. Ist am Ende des Semesters die Anwesenheitsrate unter 80%, dürfen die Prüfungen nicht mitgeschrieben werden. Dreimal verspätetes Erscheinen zum Unterricht ist einer Fehlstunde gleichzusetzen.

Grundsätzlich kann man sagen, dass wir in Deutschland einen etwas anderen Lehrplan haben. Den Inhalt der meisten Fächer hier, hatten wir schon im zweiten oder dritten Semester, es ist also auch einiges an Wiederholung dabei. Deshalb würde ich grundsätzlich festhalten, dass es von der Qualität mehr als machbar ist, die Quantität unterscheidet sich jedoch auch zu der in Deutschland. Während wir es gewohnt sind, am Ende des Semesters ein bis zwei Präsentationen zu halten, zwei Hausarbeiten zu schreiben und vier bis sechs Prüfungen zu schreiben, sind es hier zum einen mehr Aufgaben und zum anderen sind diese Aufgaben auch über das Semester verteilt. Man hat pro Fach eine Hausarbeit zu schreiben, die ist allerdings vom Umfang auch kleiner als in Deutschland und pro Fach mindestens eine Präsentation zu halten, teilweise individuell, teilweise in der Gruppe. Außerdem hat man auch pro Fach eine Prüfung am Ende des Semesters und teilweise auch ein Zwischentest nach einem halben Semester.

Die Präsentationen und Hausarbeiten werden über das Semester verteilt geschrieben und haben teilweise Deadlines mitten im Semester. Die DozentInnen sind nahbar, freundlich und offen. Allerdings herrscht hier eine andere Haltung gegenüber Personen, die älter als man selbst sind. Ältere Personen werden hier mit Respekt behandelt und stehen in jedem Fall über einem. Das erwarten die DozentInnen hier auch, dass sie respektvoll gegrüßt werden, respektvoll behandelt werden und mit ‚Miss‘ oder ‚Sir‘ angesprochen werden. Sie selbst behandeln ihre StudentInnen aber auch mit Respekt und Wohlwollen und unterstützen, wo sie können; bei jedem Problem kann man auf sie zugehen und es wird einem geholfen.

Das bisher für uns spannendste und interessanteste Fach ist‚ International Culture and Communication‘, da der Dozent dieses Fach sehr lebhaft unterrichtet und außerdem das Thema an sich einem sehr viel Zwischenmenschliches, vor allem in Bezug auf verschiedene Kulturen, beibringt. Man merkt hier auch einen Unterschied bezüglich der Relevanz und Wichtigkeit von Religion im Alltag; während es in Deutschland keine Rolle spielt, ist es hier sehr wichtig. Unterrichtsstunden und Pausen werden so gelegt, dass sie konform sind mit Gebetszeiten, es gibt kein Schwein in der Cafeteria zu essen und auch sehr selten Rind (aus Respekt vor den Hindus). Außerdem gibt es eine Kleiderordnung, die auch mit muslimischen Regeln übereinstimmt, so soll kein Ausschnitt getragen und die Schultern bedeckt werden. Da die muslimische Kultur hier so präsent ist, findet man Auswirkungen davon auch im Unterricht wieder. So wird beispielsweise ein Thema wie ‚Gender‘ oder ‚LGBTQ‘ vom Professor vorher extra angekündigt und es wird sich sogar entschuldigt, dass ein so ‚sensibles Thema‘ behandelt wird. Verschiedene Sexualitäten etc. werden hier nur sehr bedingt ausgelebt.

Als Vegetarier in Malaysia:

Da ich selbst Vegetarierin bin, kann ich hier aus Erfahrung sprechen, wenn ich sage: Wir haben es hier nicht leicht! Malaysia hat viele sehr leckere Gerichte mit unterschiedlichsten Gewürzen (die meisten davon scharf) und die meisten davon auch mit Fleisch. Meistens mit Hühnchen, da es viele verschiedene Religionen in Malaysia gibt und deshalb Rind, aber vor allem Schwein vorsichtig behandelt wird. Es ist wirklich ein großer Unterschied zu Deutschland, wo es beinahe keinen Ort gibt, an dem es nicht irgendwas Vegetarisches zu essen gibt, hier kommt das vor. Es gibt viele Restaurants, die kein einziges vollständiges vegetarischen Gericht haben und auch in der Cafeteria gestaltet es sich als schwierig, ein vollständiges vegetarischen Menü zusammenzustellen, vor allem wenn man abwechslungsreiche Mahlzeiten bevorzugt. Es gibt immer Naturreis und Gemüse und meistens Kartoffeln, aber auch die Soßen sind mit Fleisch. Hilfreich für alle vegetarischen Neuankömmlinge, ist das Wort ‚Ayam‘ auf Speisekarten zu vermeiden, da dies ‚Hühnchen‘ heißt, und das findet man in einer Vielzahl von Gerichten.

Auch McDonald’s und Starbucks sind keine Option, denn anders als in Deutschland gibt es hier keine vegetarischen Alternativen zu Fleisch Pattys und die meisten Sandwiches etc. sind auch hier mit Hühnchen. Es könnte also etwas einfacher sein, hier selbst zu kochen (und dafür muss natürlich entsprechendes Equipment für die Küche mitgebracht werden, denn das wird nicht von der Universität gestellt, sollte man sich für eine Unterkunft auf dem Campus entscheiden). Die chinesische Küche und auch teilweise die indische Küche bieten Optionen für Vegetarier an. Es gibt beispielsweise zwei chinesische Restaurants in Sri Petaling (nicht weit vom Campus), die vegetarisch sind: ‚Dining Bowl Vege Cuisine Cafe‘ und ‚BMS Organics (Cafe)‘.

Insgesamt zusammenfassend kann ich sagen, dass diese Uni sehr gut geeignet ist, um neue Freunde aus den unterschiedlichsten Ecken dieser Welt kennenzulernen, mehr über alle möglichen Nationalitäten zu lernen und vor allem mal in einer komplett anderen Kultur zu leben, die so wenig mit unserer westlichen Kultur gemeinsam hat. Es sind so viele Nationalitäten und Religionen hier vertreten, man kann gar nicht nach Hause fahren, ohne sich dessen bewusst geworden zu sein, wie divers unsere Welt ist. Die Einheimischen erlebe ich als sehr freundlich und zuvorkommend, vor allem in der Uni wird man mit keinem Problem allein gelassen. Kuala Lumpur ist eine wunderschöne Stadt, in der man viel erleben kann und auch drum herum gibt es super viele Orte zu besuchen; um nur ein paar zu nennen: Langkawi, Penang, Kuching, Singapur, Bali und Lombok mit den Gili islands. Ich kann es sehr empfehlen, wenn man mal komplett aus seiner gewohnten Umgebung und Komfortzone heraustreten und die Welt entdecken will.